Dänemark 2013

Einleitung · Juli: 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 · Fazit

Stand 29.07.2013 · Impressum: Diese Webseite wird betrieben von Jörg Hausmann, Friedensstraße 23, 01097 Dresden
Tel.: +49 173 2028402 · E-Mail: heizfrosch@web.de · Fotos & Texte © Jörg Hausmann & Frau R. 2013

Legende

Grauer Text: vom heizfrosch
Orangefarbener Text: von Frau R.

Einleitung

Eine Einladung und ein Zufall sorgen dieses Jahr dafür, dass es uns erneut nach Dänemark verschlägt. Bekannte haben uns nach Rømø gelockt, und Frau R. bucht unabhängig davon und quasi aus Versehen für zwei Wochen ein sehr nettes und sehr großes Ferienhaus im Südwesten der Insel.

Die Bekannten sind sogar zum Teil Verwandte: Die Cousine meines Vaters und ihr dänischer Mann. Aber Dänemark und die Ferienhausbuchung haben damit nur entfernt zu tun. Zuallererst unser Vorhaben, die Westküste Südjütlands zu bereisen und die gemütliche Leseecke, die Grundvoraussetzung für eine Hausbuchung ist. So verschlägt es uns nach Rømø, wo Barbara und Kim leben. Wir freuen uns, sie damit auf jeden Fall wiederzusehen!

Zu Hause vergessene Dinge: Frau R.'s Müsli.

Tagebuch

13.07.2013 Anreise

Da Rømø nicht allzu weit von der Grenze entfernt liegt, sollte sich die Fahrt dahin entspannt gestalten. Wir stehen deshalb ein bisschen später auf als für Anreisetage üblich, packen das Auto etwas später als üblich und fahren auch etwas später als üblich los, und zwar gegen 8:30 Uhr.

Allerdings stehen wir später etwas länger im Stau als üblich und müssen wegen gesperrter Strecken auch andere Routen als üblich fahren, und so kommen wir erst gegen 17:45 Uhr auf Rømø an. Deshalb verschiebt sich das Abendbrot nach hinten, und der erste Strandgang startet schon in die einbrechende Dunkelheit. Am Strand angekommen, erleben wir eine Überraschung: Das Wasser ist weg. Und zwar ein paar Kilometer weit. Da guckt man wirklich dumm, wenn man nicht damit gerechnet hätte. Haben wir zwar, aber das man an einem Strand so weit weg vom Wasser sein kann, hätten wir bis dahin auch nicht geglaubt.

Wir schnudeln ein bisschen herum. Der Wind pfeift allerdings, und die Wolken machen es auch nicht besser. Also ab nach Hause, und ohne große Leserunde geht es direkt ins Bett.

Akustische Anmerkung: »Er ist wieder da«, gelesen von Christoph Maria Herbst, war göttlich und eins der besten Hörbücher bisher! Und ich werde Herrn Herbst eine Nachricht schicken, die es in sich haben wird! Ich habe wegen ihm nämlich nicht meinen urlaubstypischen Autoschlaf bekommen, weil ich so lachen musste. Und überdies habe ich Krümel auf die Armatur gehustet, was ebenfalls einem Lachanfall geschuldet war.



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14.07.2013 Nüschtmachtag

Es wölkt immer noch, und der Lesecouchmagnetismus ist ziemlich stark. Immerhin hat Frau R. dieses Jahr die Wahl des Ferienhäuschens auch und vielleicht sogar hauptsächlich wegen der Leseliegeecke in der Unterkunft getroffen. (Nur deshalb!) Die will natürlich ausgiebig getestet und genutzt werden. Fazit: sehr tauglich, und außer einem kurzen Ausritt zum Zwecke der Müslibeschaffung (Havrefras um genau zu sein) wird der Faulenztag nicht weiter unterbrochen. Weshalb es auch keine Fotos zu sehen gibt …

Länger hätten wir mit den Urlaub nicht warten dürfen, denn der Bücherstapel hatte sein Höhenlimit erreicht. Mitgenommen habe ich:

Und weil das bestimmt nicht reicht bzw. die kleinen grauen Zellen trainiert werden wollen, ist natürlich auch wieder »Das Mega Große Rätselbuch« mit dabei. Begonnen habe ich mit »Hiobs Spiel« und habe es erstmal nicht durchlesen können. Vielleicht bin ich noch nicht entspannt genug für dieses Endzeitthema, im Stile von Sin City erzählt. Oder ich bin allgemein zu zart besaitet. Aber wieso kommt dann jemand auf die Idee, mir dieses Buch zu schenken? Muss wohl an meiner Ausstrahlung im Beruf liegen ;-)

Der heizfrosch schafft es im Urlaub gerade so durch »Armageddon TV« des geschätzten Christian von Aster – welches ob eines grausigen Doppel(!)-Lektorats und hunderter Fehler für etliche Wutausbrüche sorgt –, Stephen Kings »Die Arena« sowie den größten Teil von Terry Pratchetts »Pyramids«. Das ist nicht unbedingt ein Leserekord, aber der King war verdammt lang.

Die Leseecke



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15.07.2013 Skærbæk, Løgumkloster und Strand

Zuallererst überfallen wir heute unseren Bekannten im Fischladen in Havneby. Der darf saisonbedingt derzeit 13-/14-Stunden-Schichten schieben. (Kim schiebt den Arbeitsstress auch auf die Jugend: »Die können nichts!« Tja, Probleme, Probleme ;-) ) Wir verabreden uns für die Wochenmitte zu einem größeren Plausch.

Anschließend fahren wir über den Damm zurück aufs Festland nach Skærbæk. Den Ort muss man nicht kennen, und es gibt auch nicht so viel zu sehen. Darum geht es gleich weiter nach Løgumkloster, welches – wie der Name schon andeutet – ein Ort mit einem alten Kloster ist. Selbiges durchstreifen wir ausgiebig, auch wenn außer einer Kirche nicht mehr sehr viel davon da ist. Allerdings ist diese Kirche auch die erste unseres Lebens, in der man ein Treppe herunterlaufen muss, um hinein zu gelangen. Sehr imposant, sehr alt, sehr schön. Und georgelt wird auch noch, was dem Besuch ein wenig Erhabenheit angedeihen lässt.

Hernach fliegen wir noch kurz durch die nähere Gegend nach Bredebro, wo der Schuhhersteller ECCO seine Fabrik hat. Dem Unternehmensgründer zu Ehren wurde ein Denkmal in Form eines Fußes in die Mitte eines Kreisverkehrs gesetzt. Das muss man wissen, um den überdimensionalen Fuß als solchen zu erkennen. Es hätte sich auch um eine in eine Stoffbahn eingehüllte Panflöte handeln können. Damit wäre auch das Wichtigste zu diesem Ort gesagt, und da im Ferienhaus noch Kuchen auf die Vernichtung wartet, endet die Rundfahrt gegen 16 Uhr.

Nach dem Abendbrot schauen wir noch einmal nach dem Wasser, immerhin soll 19:48 Uhr die Flut da sein. Was soviel bedeutet wir: Wir müssen nur ~400 m vom Strandanfang bis zur Wasserlinie laufen. Hossa!

Ich habe mich in diesem Jahr noch gar nicht über die deutsche Touristendichte ausgelassen: Für eine kleine Insel ist sie mir eindeutig zu hoch. Allerdings ist unser Häuschen außerhalb der Touristenburgen und schön dicht umwachsen. Peinliche Begegnungen werden sich wohl vermeiden lassen.

Løgumkloster



Strand



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16.07.2013 Esbjerg und Varde

Da die Wettersituation für den heutigen Tag gestern noch nicht ganz klar war, stellen wir den Wecker auf 8 Uhr und setzen einen Besuch in Esbjerg auf das Programm. Das ist eine mittelgroße Stadt ungefähr 60 km nördlich von Skærbæk mit einer durchschnudelbaren Innenstadt (die Prospekte werben u. a. mit dem Wort »Shopamok«!), einem großen Hafen und – falls das Wetter nicht halten sollte – ein paar Museen.

Die Museen brauchen wir nicht – der Himmel bricht bereits während der Fahrt nach Esbjerg auf und leuchtet blau, und auch die Temperaturen locken definitiv auch eher ins Freie als in geschlossene Räume.

Ja, man kann locker zwei Stunden durch Esbjerg laufen, und es ist auch alles recht ansehnlich – aber irgendwie zieht es uns nach einem Besuch der großen Menschenstatuen am nördlichen Strand von Esbjerg noch etwas weiter. Wir entscheiden uns für einen spontanen Besuch in Varde, das noch einmal 20 km weiter nördlich liegt. Dieses Nest ist atmet dann noch ein wenig mehr Historie und empfängt einen mit einem netten Marktplatz vor der Kirche und einer netten Frau in der Touristeninfo, der ich bei einem deutschen Problemehepaar weiterhelfen kann. Es ist nämlich leidlich sinnlos, in einer südjütländischen Touristeninformation nach günstigen Parkmöglichkeiten und den besten ÖPNV-Verbindungen in Kopenhagen zu fragen. Da ich aber mit diesen Infos dienen und die Zeit bis zur Beantwortung meiner Fragen dadurch deutlich verkürzen konnte, habe ich mich einfach eingeklinkt und das Ehepaar schlussendlich mit der Insiderinfo »La Glace« endgültig vom Tresen verjagt. Ich sag's doch immer wieder: Deutsche im Ausland können sehr peinlich sein! Weshalb ich äußerst froh bin, nicht typisch deutsch auszusehen.

Es geht im entspannten Wanderschritt durch Gässchen und Sträßchen, vorbei an Häuschen und Sehenswürdigkeitchen. Das macht Spaß. So viel, dass ich alles mit ISO 800 fotografiere, weil ich nach dem Besuch in St. Nikolai vergessen hatte, die Kamera wieder auf Außenbetrieb umzustellen. Macht nüscht, wenigstens nix verwackelt. :)

Esbjerg



Varde



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17.07.2013 Treffen mit Freunden in Havneby

Um den Tag kurz zusammenzufassen: spätes Aufstehen, zu Freunden fahren, quatschen, essen, trinken, quatschen, trinken, quatschen, das größte Waffeleis unseres Lebens vertilgen, quatschen, … Und ja: In Dänemark gehört ein Schnaps zum Fisch, was ich durchaus begrüße! Alles andere wäre Fischfrevel.

Es war ein äußerst angenehmer, gemütlicher, kurzweiliger Tag! Barbara und Kim sind sehr herzliche Menschen. Nicht zu vergessen Anton, die 2-jährige französische Bulldogge, die sich besonders über den Heizfrosch freut und in ihm einen neuen Freund und Spielgefährten gefunden hat. Wir werden bei den beiden typisch dänisch bewirtetet: Zu Frokost sitzt man bei belegten Broten, Salaten und teilweise warmer Speise ausgiebig zusammen und genießt. Das ist toll! Hernach geht es an den Hafen, wo Kim uns ein Eis ausgibt. Wie der Heizfrosch schon erwähnte das größte Waffeleis unseres Lebens. Aber eigentlich ein gebührender Abschluss mit extrem viel Zucker und Sahne. Ich glaube, Kim hat gedacht, dass wir kapitulieren. Haben wir aber nicht! Nur das Abendbrot fiel aus. Typisch dänisch auf Rømø ist außerdem, dass sich die Nachbarschaft – ohne besondere Verabredung – am Hafen zu einem oder zwei oder mehr Bier am Hafen trifft. Und so saß dann Klaus an unserem Tisch. Und später Paul. Ein befreundeter Fischer kam auch dazu. Es gab keine gekünstelte Zurückhaltung. Ich fand besonders toll, dass es kein Problem war, dass wir deutsch gesprochen haben. Denn deutsch haben alle verstanden. Und wir fanden es spannend, dass teilweise englisch oder dänisch geantwortet wurde. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Bitte mehr davon!



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18.07.2013 Hjemsted Oldtidsparken

Ganz allgemein: Wenn der Wetterbericht recht behält, dann wird das ein weiterer regenloser Sommerurlaub in Dänemark. Alles sieht bis in die zweite Hälfte der nächsten Woche recht konstant freundlich aus! Nur unser Auto freut sich darüber nicht – es verschwindet langsam unter einer immer dickeren Sandschicht.

Das mit dem späten Aufstehen wiederholen wir heute gleich nochmal. Ich wache auf, weil ich am Kopfende des Bettes seltsame Geräusche höre, das Summen großer Insekten, aber merkwürdig dumpf. Eine kurze Inspektion ergibt, dass sich ein Schwarm (Wild?-)Bienen unser Haus und speziell den Lüftungsschacht des Schlafzimmers als Landeplatz ausgesucht hat. Wir lassen die Tierchen in Ruhe und schließen mit ihnen ein Abkommen: Wir stören Euch nicht, Ihr stört uns nicht. Und zur Belohnung bekomme ich ein Töpfchen Honig ;-)

Nach dem Frühstück rollen wir über den Damm und biegen danach rechts ab in Richtung Hjemsted. Dort befindet sich eins der in Skandinavien nicht unbedingt seltenen Eisenzeiterlebnisdörfer, welches seine Existenz hier tatsächlichen archäologischen Ausgrabungen und Funden verdankt. Kim meinte zwar, dass sich der Eintritt nicht lohnt. Aber schließlich sind wir Touristen und machen mehr mit als der Einheimische ;-)

Die Besucherzahl ist überschaubar, für alle ist genügend Platz. Ein Lüftchen weht und macht das sonnige Wetter äußerst heizfroschkompatibel. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem Rundgang durch das unterirdisch angelegte Museum, bei der Demonstration einer Eiskugelschleuder und einer Balista, und der heizfrosch übt sich sogar im Bogenschießen – mit gar nicht so schlechtem Ergebnis, denn 5 von 9 Pfeilen landen immerhin in der 20 m entfernten, ca. 1x1 m großen Scheibe, und einer trifft tatsächlich ein auf die Scheibe aufgemaltes Reh. Blut fließt aber nur wenig, und zwar aus dem Handgelenk, wo mich die Bogensehne dank meines Ungeschicks beim ersten Schuss erwischt. Der Schmied, welcher mich in die Kunst der Jagd einweist, lobt mich für meine Gelehrsamkeit und erzählt uns nebenbei noch allerlei über die Verhüttung und Verarbeitung von Raseneisenerz bis hin zu formschönen Messern für die Damenhandtaschen der Eisenzeit.

Kurz nach 16 Uhr sind wir aber wieder im Häuschen, da wir keinen Grund sehen, uns heute nicht ausgiebig unseren Büchern sowie später einer Flasche Wein zu widmen.

Achso: Das Summsevolk von heute Früh scheint weiter gezogen zu sein, keine Biene mehr zu sehen. Auch gut. Gute Reise!

Achso #2: Ich bin so entspannt, dass ich die späte Erkenntnis, auch heute wieder den halben Tag mit ISO 800 in der prallen Sonne fotografiert zu haben, glatt ignoriere, statt mich zu ärgern. Indirekt war sich der Heizfrosch schon seines Fehlers bewusst, denn kurz vor unserem Rundgang bemerkte er, dass er wohl an diesem Tag geistig nicht voll auf der Höhe sei.

Haderslev



Häuschen



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19.07.2013 Haderslev und Christiansfeld

Der Wecker war sowieso gestellt (8 Uhr!), und der deutlich graue Himmel über Rømø bestätigt uns in der Entscheidung, unseren heutigen Tagesmittelpunkt in den Osten von Jütland zu verlegen. Dort lauert ein nettes Städtchen namens Haderslev darauf, erkundet zu werden. Mein Frage nach dem Vorhandensein von Intelligenz am heutigen Tag wurde vom Heizfrosch mit großer Verwunderung beantwortet. Aber hey – gestern nach eigenem Bekunden nicht auf der Höhe und heute keine Entwarnung? Da sollte ich schon nachfragen, um eventuell behilflich zu sein!

Die erste Überraschung sind zwei Wegweiser zum Touristenbüro – der eine schickt uns erstmal nach links, kurz darauf weist einer wieder zurück nach rechts. In der Mitte der beiden, wo eigentlich die Auflösung warten müsste: nichts. Hä? Also stellen wir unser Auto auf einen großen Parkplatz neben dem Stadtzentrum und laufen einfach los in Richtung Dom, einer der Hauptsehenswürdigkeiten. Rund um den Dom: immer noch keine Touriinfo. Ich frage mich durch, und wir landen nach ein paar Extrarunden am Busbahnhof im »Visit Haderslev«. Bravo! Wir fassen einen Wanderplan aus, und wir bekommen auch noch eine Antwort auf die Frage, warum man die Touristeninfo nicht da findet, wo die Touristen sind: Man kann dort schlecht parken. Ah. Ok, dafür müssen sich die netten Mitarbeiterinnen in ihrem verkehrsgünstig gelegenen Domizil wenigstens nicht über zu viel Arbeit ärgern, denn allzu viele Touristen scheinen den Weg dahin nicht zu finden.

Gut, also starten wir nochmal am bzw. diesmal im Dom. Es wird wieder Orgel gespielt und zwar geübt wegen eines an diesem Abend stattfindenden Konzerts. Am Eingang des Doms besagt ein Schild, dass man sich wegen der Konzertprobe bitte leise verhalten soll. Was irgendwie lustig wirkt, wenn man im Dom wegen des Georgels sein eigenes Wort nicht versteht und mit einem Tinitus wieder aus dem Gebäude fällt … Vom Dom aus umrunden wir im Anschluss das Innenstädtchen in ca. 3 Stunden zu Fuß.

Da der Tag noch lang und das Wetter immer noch gut ist, fahren wir im Anschluss etwas 15 Minuten weiter nach Christiansfeld. Dieser Ort wurde von der (Herrnhuter) Brüdergemeinde errichtet; alle Häuser im Ort folgen den gleichen architektonischen Vorgaben und viele einer Funktion innerhalb der Gemeinde. Laut dem Stadtrundgangsprospekt erfüllt die Stadt die Kriterien für einen Bewerbung um den Weltkulturerbetitel, um den man sich auch bemühen will. Und so überrascht es nicht, dass viel gebaut wird. Denn in die Liste des Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen zu werden heißt zunächst, dass viel Geld zum »Aufhübschen« ausgegeben werden muss. Die Ortswanderkarte hat ungefähr den Maßstab 1:3, und die von der netten Touristeninformantin per Hand eingetragenen drei Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß in ca. 30 Minuten abgelatscht. Zu erwähnen ist der »Gottesacker«. Auf dem Friedhof der Brüdergemeinde werden Frauen und Männer auf getrennten Friedhofsteilen beerdigt: Die Frauen nach Osten ausgerichtet, die Männer nach Westen. Jeder Grabstein ist gleich groß. Leider sind ein paar schon sehr verwittert. Der älteste lesbare Grabstein trägt das Todesjahr 1793, was 20 Jahre nach der Einweihung liegt. Den weitaus größten Teil unseres Aufenthalts schluckt die Suche nach einem Bäcker für unsere Wochenendfrühstücksbrötchen und ein bisschen Kuchen. Tatsächlich befindet sich der Bäcker quasi im letzten (oder ersten) Haus von Christiansfeld, und wir erkämpfen uns das Backwerk also mit dem größtmöglichen Aufwand. Der sich auch lohnt. Denn wie sich am Samstag herausstellt, sind die Brötchen und der Kuchen äußerst lecker. Natürlich kommen wir nicht umhin, in der im Prospekt angepriesenen Bäckerei ein paar der »nach original altem Rezept« hergestellten Lebkuchen zu erstehen. Schließlich ist Christiansfeld dafür berühmt und wir sind Touristen, die ein Mitbringsel aus dem Urlaub wollen.

Heute Abend beginnt auch das Rømø-Festival. Laut Kim ist es längst ausverkauft. Wir hören einige Musikfetzen vom Strand und hätten uns bestimmt in die Dünen geschlichen, wenn statt Kim Larsen »Leaetherstrip« Claus Larsen aufgetreten wäre ;-)

Haderslev



Christiansfeld



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20.07.2013 Zweiter Nüschtmachtag

Der Wecker war entschärft und so wache ich erst gegen 10 Uhr auf. Das ist Urlaub! Die Sonne scheint und am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Der Heizfrosch hatte sich den Tag für eine kleine Fototour frei gehalten. Aber irgendwie ist das heute nicht sein Tag: Der Kreislauf lässt ihn im Stich. So wird es ein gemütlicher Tag auf der Terrasse mit Lesen und Kreuzworträtsellösen. La dolce Vita! Und weil ich harmlos bin und gaaanz still auf der Terasse gesessen habe, kam ein Reh vorbei (wirklich!) und eine Maus huschte durchs Gras.

Ja, irgendwie ist bei mir heute der Wurm drin. Der Kreislauf schafft nur gelegentlich eine volle Runde, in den Knien ist Gummi und im Kopf Watte. Die gute Nachricht: Es reicht für ungefähr 300 Buchseiten. Die schlechte Nachricht: Für mehr reicht es nicht, sodass Frau R. den abendlichen Strandgang allein absolviert.

Es war nur ein kleiner Spaziergang. Der Strand war mir etwas zu voll. Und ich war nicht in der Stimmung, die 5 km bis zum Wasser zu laufen. Also nehme ich mir Zeit, ein paar Fotos mit Abendstimmung zu machen. Apropos: Wenn man so unauffällig durch die Landschaft spaziert, wird man manchmal ungewollt Zeuge des prallen Lebens. So geschah es auch mir. Und ich hätte mir schon demonstrativ die Ohren zuhalten müssen, um nicht Zeuge der kleinen Ehezwistigkeit zwischen 2 Radfahrern zu werden. Sie schaute hilflos auf eine (Radwander?)-Karte und er war schon ein paar Meter weiter: »Haben wir uns schon wieder verfahren?!« Es schien so. Sie fuhr im hinterher, um ihm die Karte vor die Nase zu halten. Das führte offensichtlich zu keinen neuen Erkenntnissen. Jedenfalls nahm er dann wieder die Führung in die Hand: »Das ist mir jetzt scheißegal! Wir sind hier rausgekommen und hier fahre ich auch weiter.« Leider weiß ich nicht, ob sie noch im Hellen im Feriendomizil angekommen sind.

Diverses



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21.07.2013 Rømørundflug

Nach einer etwas unruhigen Nacht – ich schwitze wie verrückt, während mein Kopf im Schlaf die Straßenführung auf Rømø zu revolutionieren versucht; jedenfalls solange, bis ich die Sinnlosigkeit dieses Unternehmens begreife und den Kopf überreden kann, sich mit der Gestaltung von Stoffmustern zu befassen – höre ich nach dem Aufstehen erstmal in mich, kann aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Ich bin offenbar wieder fit, nicht zu 100 Prozent, aber zu mindestens 90. Also geht es frohen Mutes und bei schönstem Wetter auf zu einem Rundflug über die Insel. Das glaubt uns bestimmt keiner, denn der deutsche Wetterbericht faselte etwas von Hochnebel an der Nordsee. Das mag stimmen. Aber nicht auf Rømø. Inselwetter ist eben manchmal etwas anders.

Erster Halt ist der »Schafstag« im »Kommandørgården«, einem alten, zum Museum ausgebauten Hof in Toftum im Norden von Rømø. Sicherheitshalber hatten wir uns schon bei unseren Inselbewohnern erkundigt, was wir uns darunter vorstellen müssen, und so sind wir nicht allzu überrascht, dass in der Hofmitte zwischen ein paar Hundert Besuchern ein Schaf in aller Ruhe ausblutet, später auf den Grill geworfen und dann von etlichen Hungrigen verspeist wird. Abgesehen davon gibt es noch das kleine Museum mit einem Walskelett und inseltypischer Wohnungseinrichtung aus den letzten beiden Jahrhunderten zu durchlaufen – Rømø war früher Heimat von vielen im Walfang beschäftigten Seeleuten, und auch heute wird noch gelegentlich ein Wal angeschwemmt –, ein Schäfer-Hund gibt bei einer Vorführung alles und ein paar Stände verkaufen Tand und Schleuder. Das soll reichen, wir reisen weiter. Um noch mal auf den Schäferhund zurückzukommen: Es handelte sich um einen Schaf-Hütehund, der sein Können mit einer kleinen Herde zeigte. Er war ziemlich fit und hatte sichtlich Spaß an seinem Tun. Beim Zurücktreiben der Schafe in den Transportanhänger büxte eines auf die benachbarte Pferdekoppel aus. Hund hinterher. Pferde auch. Die fanden es wohl höchst interessant, was da auf ihrer Weide passierte und liefen Hund und Schaf hinterher. Das war dem Schaf so suspekt, dass es von allein wieder in die Transportbox wollte. Auch das haben sich die Pferde ganz genau angeschaut.

Nächster Halt ist der Høstbjerg, die mit 19 m über Null höchste Erhebung der Insel. Wir wagen den – lt. Touriwanderkarte »beschwerlichen« – Aufstieg und haben tatsächlich einen fantastischen Rundblick über das Land bis nach Sylt. Zwei ebenfalls anwesende Kinder trauen uns wohl nicht und glauben vielleicht, dass wir ihnen die ins Gras geworfenen Rucksäcke klauen wollen. Das fehlte noch, denn an Tagen wie heute reicht mir die Kamerausrüstung, mehr will ich wirklich nicht schleppen … Kinder!

Hernach legen wir einen kurzen Zwischenhalt an der einzigen Kirche auf Rømø ein, und die sollte man wirklich gesehen haben. Sie wird u. a. von einem Altar geziert, den ein Schnitzer aus den Resten anderer sakraler Kunstwerke zusammengebastelt hat, was z. B. ein paar Engel einen Teil der Extremitäten kostete. Das Dach der Kanzel hatte nach Fertigstellung einen Schreibfehler – es fehlte ein lateinisches Wort, das später noch irgendwie dazwischengequetscht wurde. Fotos habe ich davon leider keine, da Fotografieren und Filmen in der Kirche nicht erlaubt ist. Da müsst ihr also selber hin! Ebenfalls nicht sichtbar war eine »geheimnisvoll geometrische Figur« in der Decke über der Kanzel. Die Formen sind durch Löcher markiert. Niemand weiß, was diese Figur zu bedeuten hat. Es geht die Sage, dass ein Straftäter, der die Figur zu deuten weiß, begnadigt wird.

Der umgebende Friedhof beherbergt viele alte Grabplatten von Kommandør-Gräbern – die Seefahrt war für die Insel ein wichtiger »Industrie«-Zweig. Heute gibt es noch ein paar Krabbenfischer, deren Fang zum Pulen von Holländern nach Marokko gebracht wird und später als »fangfrisch« u.a. in Münchner Geschäften zu finden ist.

Unser Versuch, anschließend am Südzipfel der Insel an den endlich mal nur ein paar Meter breiten Strand zu gelangen, scheitert daran, dass dieser im Juli und August wegen der Brutzeit und des Vogelschutzes gesperrt ist. Bravo – ein Jahr nach unserem Besuch auf Texel kommen uns die Piepser wieder in die Quere. Wir hätten uns auch als Schafe verkleiden können. Denn die machten sich einen schönen Tag am Strand und im Schutzgebiet.

Also geht es ab nach Hause, wo noch lecker Kuchen aus Christiansfeld herumsteht und gegessen werden will. Nach dem Abendbrot drehen wir noch eine Strandrunde, die mit einer ziemlich unvorhergesehenen und imposant übers Land ziehenden Nebelwolke ihren Abschluss findet. Es war fast wie im Gruselfilm: Die Temperatur fiel plötzlich ab, die Vögel verstummten, Düsternis senkte sich über das Land und man war von Nebel umhüllt. Der Meteorologe könnte dieses Phänomen bestimmt sachlich erklären. Aber wo ist er, wenn man ihn braucht? So bleibt uns die Erinnerung an dieses beeindruckende Naturschauspiel.

Kommandørgården



Høstbjerg



Panoramarundblick vom Høstbjerg über Rømø – Doppelklick für Vollbild!



Rømø Kirke



Havneby



Strand



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22.07.2013 Tønder und Møgeltønder

Wer schonmal einen Verkaufsstand beim Roskilde-Festival betrieben hat, kennt Tønder als die Stadt, in der die Behörde zuhause ist, bei welcher man seine Umsätze anmelden und versteuern muss.

Was Tønder sonst noch zu bieten hat: schnuckelige alte Häuschen, Flair, eine schöne Kirche, eine nette kleine Einkaufsstraße. Das alles bekommen wir ganz entspannt zu sehen, weil der Morgen trotz Weckerklingelns kein hektischer war und weil uns das Dauerschönwetter sowieso zu einer gewissen Langsamkeit zwingt – mehr Geschwindigkeit würde nur schnelleres Breitfließen provozieren. Bei mir nicht! Ich bin beinahe hitzeresistent und genieße das Wetter.

Wir kommen genau 12 Uhr in der Stadt an und finden einen zentrumsnahen Parkplatz im Schatten. Damit kann Tønder schonmal punkten. Weiter geht es in der Touriinfo mit einem kleinen Stadtwanderplan aus dem Kopierer – bravo, denn wo mühsam Steuern kassiert werden, muss man sie ja nicht gleich mit gleichermaßen oppulenten wie unnützen, metergroßen Drucksachen wieder verschwenden.

In Sachen Alt und Schief kann Tønder schon ein bisschen mit Ribe – das für morgen auf dem Programm steht – mithalten. Wir haben deshalb Freude am Rumlaufen; ich vermeide es allerdings, zu lange vor weißen Häuserwänden mit Ausrichtung nach Süden herumzulungern, weil die Sonne wirklich alles gibt.

Den Fast-Abschluss des Sightseeings bildet der Einkauf von Tønder-»Havneøl«, das nicht nur lecker schmecken soll, sondern auch den Wiederaushub des alten Hafens an der Skibbroen finanziert. Dieser ist derzeit noch voll verlandet, ebenerdig und von einem Parkplatz bedeckt, was sich ändern soll, sobald 3.000.000 Kronen Spendengelder zusammengekommen sind. Derzeit zeigt der Spendenpegel ~1.000.000 Kronen – ein bisschen Bier muss also noch die Kehle runter. Kurz vor 15 Uhr ist die Stadtwanderung beendet, und weiter geht es mit einem kurzen Stich ins Hinterland zu einem Ort namens Møgeltønder. Dort steht hauptsächlich das alte Schloss Schackenborg, welches mittlerweile der dänischen Königsfamilie gehört und von Prinz Joachim als Residenz genutzt wird. Durch den Schlosspark wird man geführt – so man zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Was wir nicht sind und weshalb mehr Zeit für den Rest des Ortes bleibt. Der wird von Katzenkopfsteinpflaster auf Fußweg und Straße dominiert, welches den Fußsohlen eine angenehme Massage verpasst, Fahrradfahren zur Tortur macht und meine Bandscheibe durch kleine Unebenheiten, in die ich hineintappe, mehrfach aufheulen lässt. Als Entschädigung bekommen die Augen einen wirklich niedlichen, alten Ortskern präsentiert, und die Kirche von Møgeltønder muss man gesehen haben, sollte man in der Gegend sein!

Der heizfrosch besteht darauf, dass ich explizit erwähne, dass bei mir heute »Grinsekatzentag« war. Das hatte nichts mit dem Datum oder dem Wochentag zu tun, sondern mit dem T-Shirt, das ich heute trug. Darauf abgebildet war eben jene Grinsekatze aus der Tim-Burton-Verfilmung von »Alice im Wunderland«. Das Grinsen vom T-Shirt ging auf meine Stimmung über, weswegen ich heute recht albern drauf war und ab und zu auch vor mich hin trällerte, dass heute Grinsekatzentag sei. Tja, wenn der Kopf in Urlaubsstimmung ist, dann ist er ausgelassen ;-)

Und wir haben das das Finanzamt gefunden – Dank der Adresse, die uns eine nette Verkäuferin gegeben hat – und der heizfrosch hat ein Beweisfoto gemacht.

Tønder



Møgeltønder



Vorm Häuschen



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23.07.2013 Ribe

In Ribe waren wir schon einmal, und zwar 2009. Damals war die Anreise etwas länger – diesmal müssen wir nur über den Rømø-Damm und dann 20 km nach Norden. Ich habe mich schon vor langer Zeit in den Anblick von Ribe aus der Ferne verliebt; die Silhouette haucht einfach Geschichte, und auch diesmal packt es mich wieder. Oh ja, Ribe ist toll! Und dieses Jahr haben wir uns auch einen günstigen Tag herausgesucht, denn die Stadt quillt nicht so sehr von Touristen über.

Was mich ebenfalls gepackt hat, ist ein Kopfschmerz. Die Tatsache, dass heute der wärmste Tag des Urlaubs in der Gegend wird und die Sonne gnadenlos auf die Hirnkuppel brutzelt, macht es nicht besser. Frau R. zückt allerdings einen Joker in Form eines drogenhaltigen Tütchens (legal, von Bayer), und dann wird der Tag besser. Meiner Meinung nach sollte jeder auf Reisen folgende Utensilien in der Tasche haben: ¼ l Wasser, Lippenbalsam, Handcreme, Kaugummi, ein einzeln verpacktes Feuchtdesinfektionstuch (man weiß ja nie, was einem so in die Hände kommt …) und Kopfschmerzmittel in Granulatform, falls man kein Trinkwasser dabei hat.

Der erste Eindruck von Ribe 2013: Huch, die haben ja den ganzen Domplatz umgebaut! Alles ist neu gepflastert, die alten Straßen mit den Stufen zum Dom herunter sind weg, es stehen keine dutzenden weggeparkten Autos mehr im Fotomotiv. Weil behutsam gemacht, sieht das richtig gut aus. Im Dom selber ist dafür leider wesentlich mehr los als beim letzten Besuch, an Ruhe und Beschaulichkeit ist nicht zu denken. Der Fluch des Wetters, das viele Leute statt an den Strand, doch eher in den Schatten treibt? Ich fand, dass genau so viel los war. Da ich darauf gefasst war, stört mich das nicht so sehr. Das Innere des Doms nimmt mich wieder gefangen. Ich ruhe in mir und sitze einfach da und nehme die Details in mich auf.

Wir wiederholen unseren Stadtrundgang mit ein paar Abwandlungen, wandern diesmal z. B. über den Friedhof zum alten Wassergraben – wo ich so unernst wie erfolglos versuche, einem Friedhofsmitarbeiter sein Elektroauto für eine Stadtrundfahrt abzuschwatzen – und später zum »Riberhus«, einer quasi nicht mehr existenten Schlossruine auf einem von Wasser umgebenen Hügel mit einem Denkmal für Königin Dagmar, die anno 12hundert haumichblau von Waldemar dem Sieger aus Böhmen nach Dänemark gebracht wurde und einer schwarz-weißen Miez, die auf dem Hügel wahrscheinlich einen Teil ihres Reviers hatte, zurück an der Hochwassersäule vorbei zu unseren letzten beiden Tagesordnungspunkten: der Bo-Bendixen-Boutique, wo wir diesmal nichts wirklich schönes finden, und dem Konditor mit der legendären Rådhustærte, die ich diesmal aber im Tausch für vier Zimtschnecken liegen lasse. Ach nee, einen Zwischenhalt gibt es noch: Am Domplatz entdecken wir ein neues Glasgeschäft mit eigener Werkstatt, in dem eine Ex-Lehrerin wirklich hübsche Sachen bastelt und verkauft. Sie hat das alte, niedliche Haus 2011 Knall auf Fall als Gelegenheit kaufen können und sich deshalb voll aufs Kunsthandwerk gestürzt. Beneidenswert; wir plaudern eine Weile mit ihr und bekommen sogar eine persönliche Führung durch die Galerie. Toll!

Anschließend rollen wir – wie ebenfalls 2009 – zum Ribe VikingeCenter am Rand der Stadt, schauen uns noch kurz ein bisschen um sowie Bogenschützen- und Falknervorstellungen an, schauen Islandpferden beim Tölten zu (googelt doch selber! :)) und rollen gegen 17 Uhr dann zurück gen Häuschen, weil Dusche und Magen langsam sehr laut rufen.

Abends bekommen wir Besuch – ein Rehrudel wandert seelenruhig über unseren Beachvolleyballplatz und verzieht sich hernach ins dichte, umgebende Grün. Naja, »Rudel« ist etwas übertrieben. »Unser« Reh tippelt seelenruhig über den kleinen Volleyballplatz Richtung Wald, der nur wenige Meter hinter unserem Ferienhaus beginnt. Am Waldrand angekommen, kommen plötzlich 2 Rehkitze aus dem Unterholz gelaufen, auf – ja, jetzt wird es deutlich – ihre Mutter zugelaufen. Das ist etwas für uns Städter, die Rehe nur aus dem Zoo kennen! Die Fotoapparate sind natürlich nicht einsatzbereit. Trotzdem können wir nach hektischem Herumnesteln Fotos machen und ich kann ein verwackeltes Filmchen aufnehmen. Was für ein Abend! Die Natur hat uns.

Ribe



Ribe VikingeCenter



Rund ums Häuschen



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24.07.2013 Solotag

Heute ist heizfroschs Solo-Rundflugtag, während sich Frau R. ebenfalls solo verlustiert. Gemütlichkeit auf beiden Terrassen im Wechsel. Da geht nix drüber! Ich schnudele erstmal kurz durch die Inselmitte; aber die Luft im Wald steht, und die schwüle Hitze treibt mich aufs Festland.

Dort zeige ich dem Auto ungefähr 180 km von Dänemarks ländlicher Gegend beim Versuch, der von See her aufziehenden trüben Sicht zu entkommen. So ganz gelingt das nicht, die Fotoausbeute ist deshalb nicht so hoch. Allerdings sind Fotos auch nicht unbedingt das Wichtigste an diesem Tag – es geht hauptsächlich und wie jedes Jahr ums Cruisen, Genießen, Musik hören, Land ansehen. Man muss das mögen, ich mag es, und der Tag ist deshalb ein voller Erfolg.

Auf dem Rückweg fliege ich bei Otto und Anis Fisk vorbei und holen mir bei Kim ein Abendbrot: leckeren Butterfisch. Am Haus angekommen, sitzt ein Fuchs auf dem Schleusendeckel vor dem Küchenfenster und schaut meiner Frau beim Salatschnippeln zu, bis er bei meinem Näherkommen dann doch panisch den Rückzug ins Unterholz antritt. Und ich hab's verpasst! Der Fuchs war von meinem Standpunkt aus auch irgendwie im toten Winkel. Aber es hat sich mal wieder bewahrheitet: Wenn man sich gaaaanz ruhig verhält, dann kommen die Tiere von allein. Und anscheinend hat es sich herumgesprochen, dass ich harmlos bin. Soweit Reh und Fuchs miteinander Informationen austauschen ;-) Achso, außer Nichtstun habe ich heute die Flut abgepasst. Ich habe in der Tiden-Tafel geschaut, wann denn heute Flut am Südstrand ist und bin pünktlich hingegangen. Und da war endlich mal Wasser am Strand. Es strudelte fröhlich ein und aus den Löchern im Sand gluckerte es aufgeregt. Die ersten kleinen Krebstiere tummelten sich im Flachwasser und auch ein paar Muscheln wurden angespült. Da ich mir im Urlaub auch schon mal den Luxus der Unbedarftheit gönne, habe ich den Akku der Kamera vor Verlassen des Hauses nicht auf seinen Ladezustand überprüft. So konnte ich nur 1 Foto machen und 1 kleines Filmchen aufnehmen. Naja, soetwas ist auch schon Leuten mit einer teuren Kameraausrüstung passiert …

Rømø



Festland



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25.07.2013 Gram

Für heute gibt es kein vorab angedachtes Tagesprogramm, weshalb der Wecker aus bleibt und wir erst aufstehen, als uns danach ist. Frühstück etc. ziehen sich bis zum Mittag; hernach fliegen wir nochmal ein Runde aufs Festland. Eigentlich wollen wir uns ein paar Hügelgräber in der Mähe von Arrild ansehen, aber die kennen noch nicht einmal die Einheimischen, und deshalb finden wir sie einfach nicht. Vielleicht hätten wir doch den Hinweis in der Broschüre ernst nehmen und uns eine diesbezügliche Wanderkarte besorgen sollen? Verrückter Gedanke ;-) Also geht es noch ein bisschen weiter nach Gram, wo ich gestern beim Durchfahren ein halbwegs interessant aussehendes Schlösschen entdeckt hatte. Das scheint aber bei genauerem Hinsehen ein Hotel zu sein; man könnte für 20 EUR/Person an einem All-You-Can-Eat mit einer Auswahl südjütländischer Backwaren teilnehmen, aber soviel können wir kurz nach dem Frühstück gar nicht verschlingen, als dass sich das lohnen würde. Wir belassen es bei einem Rundgang durch den Schlosspark, wo ein paar Enten, Libellen, Minikröten und ein »Tierbrunnen« im Schlosspark (Rehbock, Fuchs und Biber konnten wir eindeutig identifizieren, der Rest ist … ähem … irgendwie künstlerische Freiheit oder wir haben einfach keine Ahnung) für Unterhaltung sorgen, verziehen uns aber gegen 15:30 Uhr wegen aufziehender Schlechtwetterwolken wieder in unser Inselhäuschen, über dem immer noch die Sonne scheint. Seit Ankunft hier gab es also keinen einzigen Tropfen Regen. Das soll sich morgen zwar ändern, aber es wäre nur mehr als fair und davon abgesehen auch langsam mal notwendig …

Am Abend nehmen wir kurzentschlossen nochmal den reichlichen halben Kilometer bis zum Strand unter die Füße, und heute ist das Wasser so nah dran wie sonst nie (wenn der heizfrosch mit dabei war).

Gram



Strand



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26.07.2013 Frühstück mit Babs und Kim

Wir folgen noch einmal der Einladung unserer Rømøer (in deutscher Übersetzung eines Inselkatalogs werden die Einwohner von Rømøer übrigens »Römer« genannt, was mich beim ersten Lesen etwas irritiert hat) Verwandtschaft (obwohl mir »Freunde« besser gefällt) und lassen uns in Havneby zu einem längeren Frühstück nieder, quatschen und lachen, und ich vertiefe noch meine Freundschaft mit Anton, dem Fingerbeißer. Barbara versorgt uns noch mit selbstgemachten Konfitüren, Ketchup und eingelegten Gurken. Und wir dachten schon, wir könnten mit weniger Gepäck nach Hause fahren ;-)

Die letzten Kronen geben wir in Lakolk für Eier, Brötchen und Kuchen aus, und dann geht es ab auf die Terrasse zum Kaffeetrinken und Lesen.

Und um 18:30 Uhr fängt es an zu regnen. Für ungefähr eine Stunde. Das war alles an Wasser von oben in diesem Urlaub, und das Auto ist ein bisschen sauberer. Ich bekomme endlich die Wölkchen, auf die ich schon den ganzen Urlaub gewartet habe - leider ein bisschen zu spät für einen weiteren Rundflug übers Land, also müssen ein paar Fotos von der Umgebung des Hauses reichen. Schnief.

Anton



Nach dem Regen



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27.07.2013 Abreise

Tja, nun ist er wieder ran, der böseste Tag des Jahres. Dem Rat unserer Rømøer folgend, beschließen wir doch ein Aufstehen schon um 5 Uhr, und tatsächlich erspart uns das später einige gröbere Wartezeiten auf der Autobahn. In Richtung Norden geht schon 9:30 Uhr bei Rendsburg nichts mehr – ~15 km Stau –, wir selber fahren bei Hamburg gerade noch um einen »frischen« Unfall herum, bevor auch dort alles dicht ist, und später gibt es noch großes Tatütatta und Gassenbildung wegen zweier Rentner-Merceden, die sich auf der Autobahn küssen wollten. Aber wir brauchen am Ende durchaus passable 8 Stunden bis in die Dresdner Autowäsche – wo uns das Transportband beinahe noch zum krönenden Abschluss des Tages auf einen vor uns gewaschenen Van zieht, der irgendwie nicht mehr den Weg aus der Trocknung findet. Tolles Ding das!



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Fazit

Ja, das war Urlaub. Wie immer zu kurz, aber definitiv Urlaub. Rømø ist ein rauhes Stück Land mit liebenswerten Menschen. Ob ich im Winter dort sein möchte, weiß ich nicht – aber solange Kim seine Schneefräse behält, schneit es ja wenigstens nicht. :)

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Rechtliches

Andere Urlaubsberichte

Urlaubsberichte per Webseite sind mittlerweile eine liebgewonnene Tradition, deshalb sind im Internet außerdem von uns zu finden:


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